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Die Zahlungsmoral oder Wie dreht man sein eigenen Geldhahn zu?

In diesem Betrag sollen lediglich ausgewählte Zusammenhänge aus dem Wirtschaftskreislauf Ware-Geld betrachtet werden. Gerade deren Bedeutung wird von denjenigen nicht verstanden, die Abseits von der marktwirtschaftlichen Realität ihren Lebensunterhalt verdienen. (Anmerkung: Anerkennung findet der Versuch der sächsischen und thüringischen Landesregierung, die sich für entsprechende Gesetzesänderungen zu den Forderungsausfällen einsetzten. 22.02.2001)

Das sich an dieser Problematik in den letzten Jahren nicht nichts geändert hat, soll die nachfolgende Veröffentlichung am 16.10.2009 im Internet des Verlages Dashöfer zur Befragung vom Zentralverband Deutsches Baugewerbe zur Zahlungsmoral am Bau zeigen. In der Statistik ist allerdings nicht der Forderungsausfall genannt. Die Betriebe urteilen zur Zahlungsmoral der öffentlichen Hand 34 % und private Auftraggeber 55 % als gut oder sehr gut, öffentlichen Hand 26 % und private Auftraggeber 12 % mit schlecht oder sehr schlecht. "30 % der befragten Unternehmer beklagen, dass Zahlungsfrist von zwei Monaten bei der Schlussabrechnung in 50 bis 100 % aller Fälle überschritten wird, bei den privaten Auftraggebern sind das nur 18 %." [3]

Nicht erfasst ist die Schwarzarbeit, welche bereits eine bedeutende ökonomische Größe geworden ist. Ab und zu wird so etwas aufgedeckt. Z. B. in www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/45464/10000-euro-bussgeld-fuer-renovierung-mit-schwarzarbeitern/ 10.000 Euro Bußgeld für Renovierung mit Schwarzarbeitern.

Eine Studie von 2014 (und Schätzung für 2015) wertet das Zahlungsverhalten in 15 Ländern und 11 Branchen aus. Danach bleibt die Zahlungsmoral in Industrieländern stabil und liegt 2015 bei durchschnittlich 64 Tagen. Bei den Schwellenländern ist eine Verschlechterung zu erkennen. [4]

Der Ware-Geld-Kreislauf

Ware-Geld-Kreislauf

Wird an einer Stelle dieser Kreislauf unterbrochen, so wirkt sich dies negativ auf alle anderen Faktoren aus!

Offensichtlich werden den Verfassern der zahlreichen Gesetze, Verfügungen und Entscheidungen nicht bewusst, dass massiv der Ware-Geld-Kreislauf behindert wird und sich diese auf den gesamten Wirtschaftskreislauf negativ auswirken. Egal wie die Gesetzeswerke lauten, ob sie nun die Zahlungsverzögerung "beschleunigen", die Schwarzarbeit verhindern sollen usw. Ein Zweck erfüllen sie. Es wird die Berufsgruppe der Advokaten beschäftigt und sichert ihnen langfristig ein Einkommen.

Früher tauschte man ein oder zwei Körbchen Beeren gegen einen Hasen. Da der Jäger aber keine Beeren mochte, erfand man ein anderes Tauschmittel, was dem Wert der Ware entspricht. Man braucht sich nur vorstellen, was der stattliche Jäger mit dem kleinen Sammler gemacht haben möge, wenn dieser statt den saftigen Beeren für den fetten Hasen nur ein paar unbrauchbare Dankesworte erhalten hätte.

Rechtsgeschäfte sind Willenserklärungen aller Beteiligten, die bei inhaltlicher Übereinstimmung zu einem Vertrag führen (BGB). Wenn man in einen Supermarkt geht, wirft seine gewünschte Ware in den Korb und legt sie dann auf das Band zur Registrierung des Preises, kann man diese nach der Entrichtung des geltenden Zirkulationsmittels (künftig der Euro) einpacken und mitnehmen. Es liegt hier auch kein schriftlich ausgeklügelter Vertrag vor, der einen möglichen kostenlosen Erwerb der Ware beinhaltet. Wird der Korb sehr schnell durch die Kassenreihe geschoben, wird man sicherlich spätestens am Ausgang mit dem Ausruf "Haltet den Dieb" gebremst. Also, sehr schnell und rationell. Bei einer Handwerker- oder Dienstleistungsrechnung ist es anders. Nach Jahren reibt sich der eine Vertragspartner die Hände, weil gut die Hälfte des ursprünglich vereinbarten Preises durch die Einigung eingespart werden konnte.

Dies betrifft aber nicht nur die Handwerke, sondern auch die Architekten. "Forderungsausfälle waren in 41% der Büros zu verzeichnen. Sie betrugen im Jahr 2004 durchschnittlich 11 Tsd. Euro... Der Anteil der Forderungsausfälle lag bei 24%." [2]

Es gibt aber hier drei Verlierer! Der Handwerker, Dienstleister, mittelländisches Unternehmen usw., der Staatshaushalt und die Wirtschaft.

Warum ist der Staat auch ein Verlierer?

Es können keine Löhne gezahlt werden, statt Stellenschaffung erfolgte Stellenabbau. Die Arbeitnehmer werden Zahlungsempfänger der Agentur für Arbeit. Von den übrigen Mitarbeitern werden Überstunden geleistet, da dies ein besserer Puffer in Krisenzeiten ist als ein hoher Personalbestand. Der Wareneinkauf und die Investitionen des Unternehmens gehen zurück. Die Leistungskraft sinkt. Die Kaufkraft der Bevölkerung schwächt sich ab. Die Steuereinnahmen, genau aus dem eingesparten Rechnungsbetrag, Einkommensteuer, verbrauchsabhängige Steuern und vor allem die Umsatzsteuer, fallen niedriger aus. Die Verringerung des Ware - Geld - Kreislaufes wirkt sich ungünstig auf zukunftsorientierte Investitionen aus, die Exportkraft sinkt. Der Abstand zur internationalen Spitze wird größer ...

Bleiben wir beim Handwerker. Um auf den technischen Stand zu bleiben, müssen Weiterbildungsmaßnahmen, Messen und Tagungen besucht, die Büroorganisation rationell gestaltet, neue Werkzeuge, Maschinen und Geräte angeschafft werden, aber ohne die geplanten Geldeinnahmen wird nichts. Auch der cleverste kaufmännische Unternehmer kann nicht kalkulierbare Ausfälle ständig ausgleichen. Irgendwann ist jeder Topf leer. Von einer ordentlichen Betriebswirtschaft braucht man gar nicht sprechen, da alles durch die verordneten Gesetzeswerke inklusiv Anhang im Chaos versinkt. Ein kleiner negativer Return on Investment bei negativer Umsatzgewinnrate und sich in Richtung null bewegender Kapitalumschlag ist auch nicht schlecht. Oder?

Statt betrieblicher Kennziffern aufzustellen, kann das gleiche Ergebnis auch durch einfaches Würfeln oder Kaffeesatzlesen erreicht werden. Das Betriebsergebnis ist nicht kalkulierbar. Die Abhandlungen von WÖHE, Specht usw. können im Land der Fantasie sicherlich von Nutzen sein, aber wir befinden uns in der realen Welt.

Der wissenschaftlich - technische Fortschritt entwickelt sich unaufhaltsam weiter. Der ist weder von Deutschland abhängig noch braucht er dieses Land. Für internationale Konzerne zählen keine nationalen Gefühle. Die Standortwahl wird rein nach ökonomischen Gesichtspunkten ausgewählt. ...

Die Position der deutschen Wirtschaft in der Weltrangliste dürfte eher nachdenklich stimmen als ein Freudenfest auslösen.
Gerade die deutschen Unternehmen mit ihrer im Verhältnis zu anderen Ländern geringen Eigenkapitaldecke haben hier zusätzliche Probleme.

Eine ausstehende Handwerkerrechnung wird nun nicht gleich eine ganze Volkswirtschaft straucheln. Aber die Vielzahl gleicher oder ähnlicher Fälle in den unterschiedlichsten Branchen. Wer den o. g. Kreislauf richtig versteht, wird merken, dass hier eine Kettenreaktion ausgelöst wurde.

Auf die Vielzahl der gerade "unternehmerfeindlichen" Vorschriften, ausgewählte verwaltungstechnisch angeordnete Beschäftigungsaktionen für die Unternehmer und das leider immer noch in der Öffentlichkeit negativ geprägte Unternehmerbild soll hier nicht eingegangen werden. Auch sollen hier nicht die Unternehmer in Schutz genommen werden, die schnell Geld verdienen wollen und den falschen Beruf ausüben, was meist irgendwo im "Pfusch am Bau" endet.

Was ist nun mit dem Auftraggeber. Entweder hatte er nicht so viel Geld, also nur einen Teil von dem, was die beauftragte Leistung gekostet hatte oder das Geld liegt irgendwo auf ein Konto und wächst langsam vor sich hin. Er hat aber eine volle Leistung mit dem entsprechenden Wert (Mehrwert) erhalten, aber nur einen Teil der Leistung und Umsatzsteuer bezahlt. Das ergibt sich aus dem niedrigeren Rechnungsbetrag. Mit jeder Zahlungsverzögerung und mit jedem Vergleich entgehen dem Staat seine zustehenden Steuereinnahmen.

Die oben etwas salopp dargestellten Zusammenhänge sollen hier noch einmal aufgeführt werden.

Die betrieblichen Funktionen am Beispiel eines Unternehmens

 Bild betrieblichen Funktionen

Aus diesem Schema wird ersichtlich, dass bei der Erbringung einer Leistung immer eine Vorfinanzierung notwendig ist. Die Aufwendungen werden durch die Erträge gedeckt. Der Gewinn ist im Verhältnis zum Aufwand in der Regel relativ klein. Das eingesetzte Kapital durchläuft ständig diesen Kreislauf. Wird dieser an einer Stelle behindert, so wirkt sich dies auf alle anderen Bereiche aus. Die Marktwirtschaft und die Wettbewerbsfähigkeit funktionieren ohne Kapital nicht.

Die Gewinnerzielung dient

Werden die erzielten Erträge durch Zahlungsverzögerung und zum Teil vollständigen Ausfall reduziert, so können die Aufwendungen nur teilweise gedeckt werden. Die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens ist damit nicht mehr gegeben. Das unternehmerische Handeln hat damit keinen Sinn und kann eigentlich eingestellt werden.

So sind zum Beispiel Bauunternehmen vorleistungspflichtig, sie müssen grundsätzlich jedes Bauvorhaben auf eigene Kosten vorfinanzieren. Die Bauunternehmen sind auf eine schnelle Bezahlung ihrer Leistung dringend angewiesen.
Der Gesetzentwurf der Bundesregierung gegen Zahlungsverzug im Geschäftsverkehr soll die Europäische Richtlinie 2011/7/EU in deutsches Recht umsetzen und den Zahlungsverzug verbessern. Die Umsetzung der Richtlinien bedeutet jedoch für die deutschen Bauhandwerker, dass die Zahlungsfristen sich zulasten der Gläubiger erheblich verlängern werden. Nach der Europäische Richtlinie sind die Leistungen grundsätzlich binnen 30 Tagen zu bezahlen. Das Bürgerliche Gesetzbuch sieht vor, dass Leistungen im Zweifel sofort abzunehmen und zu bezahlen sind. Nach dem Entwurf können sich gewerblichen Auftraggeber mit Abnahme und Bezahlung insgesamt 90 Tage Zeit lassen. Gewerblichen Auftraggeber können so einen 3-monatigen kostenlosen Kredit ihres Gläubigers (Bauhandwerker) in Anspruch nehmen.

Das Unternehmen muss in Konkurrenz mit vielen anderen Betrieben sich bemühen, einen möglichst großen Anteil der kaufkräftigen Nachfrage den von ihm produzierter Güter oder Leistungen auf sich zu konzentrieren. Um dies zu erreichen, sind verschiedene Maßnahmen wie die betriebliche Preispolitik und die Werbung erforderlich. Auf Basis der Selbstkosten wird eine Preiskalkulation durchgeführt und ein Angebotspreis gestellt. Und genau dies macht ein Handwerker oder der Selbstständige. Bei einem Kostenvergleich unterschiedlicher Unternehmen kann man feststellen, ob diese richtig kalkulieren. Eine große Abweichung der Angebotssumme nach unten oder oben zeigt dies. Bei zu hohen Angeboten kann der Gewinn höher kalkuliert oder unrentable Betriebsabläufe vorliegen, die zu hohen Gemeinkosten führen oder das Unternehmen ist mit seiner innerbetrieblichen Struktur wenig für die Lösung dieser Aufgabe geeignet. Bei niedrigen Angeboten kann in der Regel nur an den Lohnkosten gespart werden, die in der Regel zwischen 35 bis 50% des Angebotspreises ausmachen. Hier kann unter Umständen von weniger gut qualifizierten Personal ausgegangen werden oder bei materialintensiven Angeboten können günstige Materialrabatte der Zulieferer positive Auswirkungen haben, wie zum Beispiel niedrigere Angebotspreise.

Für die Kalkulation gibt es verschiedene abgewandelte Formen, die je Industriebereich und von unterschiedlichen Einflussfaktoren abhängig sind. In dem nachfolgenden Beispiel wird das Prinzip dargestellt.

Ein Beispiel aus der Praxis:
Das Angebot für die Errichtung einer einfachen Gipskartonständerwand wurde im Jahr (2001) im Raum von Hannover mit 25,00 DM/m2 und in Baden Württemberg mit 23,00 DM/m2 (2002) benannt. Es handelt sich hierbei um einen Ausführungspreis!! Das eingesetzte Material und die baustellenspezifischen Kosten wurden durch den Auftraggeber übernommen.

Aktuelles Beispiel einer Arbeitsstunde eines Handwerkers mit 48,40 Euro, davon etfallen etwa 15 Euro auf den Stundenlohn, 12,58 Euro auf Lohnnebenkosten und 18,39 Euro sind Gemeinkosten. Dem Unternehmen verbleibt ein Gewinn für sein Risiko von 2,43 Euro. In der nachfolgenden (älteren) Kalkulation sehen Sie einzelnen Positionen, welche berücksichtigt werden müssen.

Ermittlung des Stundensatzes Grundkalkulation. (Die Prozente unterliegen einer Änderung und sind nicht verbindlich.)

Position Prozent in DM
1. Lohn (Tariflohn, ortsübliche Zulage, VWL) 100 % 18,00
2. Nicht auf Baustellen verrechenbare Lohnkosten (Feiertage, Tarifl. Ausfalltage, Lohnfortz. Bei Krankheit, 13. Monatseinkommen) 22,95 %  
3. Urlaub, zus. Urlaubsgeld u. Lohnausgleich 24,31 %  
= Basis ZVK, Sozialleistung =147,26%  
4. Kosten der gesetzlichen und tariflichen Sozialkosten ( 46,78 x 147,26 / 100) 68,89 %  
5. Sozialkosten auf Basis Grundlohnkosten (Pauschalvers. RV, KV, Schwerbehindertenausgleich, Arbeitsschutz u. -sicherheit) 3,00%  
= Lohngebundene Kosten 94,84 % 17,07
6. Gemeinkosten*) zum Beispiel 85% vom tatsächlichen Stundenlohn 85% 15,30
= Zwischensumme   50,37
Wagnis und Gewinn 5% von Zwischensumme 5% 2,52
Stundensatz   52,89 DM
(/1/ S. 37)

*) Zu den Gemeinkosten gehören Mieten für Geschäftsräume, Personalkosten zum Beispiel Sekretärin, Buchführung usw., Werbekosten, Telefon, Versicherung zum Beispiel Betrieb, Kfz- usw. Betriebssteuern, Abschreibung auf Betriebs- und Geschäftsausrüstung, Schuldzinsen, Sondereinzelkosten uvm.

Lediglich die Höhe der Gemeinkosten können durch das Unternehmen beeinflusst werden, abgesehen von einer möglichen Lohnkürzung. Bei einer theoretischen Reduzierung auf 50 % wird sich dies auf den Stundensatz mit minus 7,65 DM also auf 45,24 DM auswirken.

Im handwerksblatt.de vom Januar 2020 schätzt Prof. Friedrich Schneider von der Universität Linz ein, dass jährlich bis zu 120 Milliarden Euro "schwarz" erwirtschaftet werden. Die Schwarzarbeit ist illegal sowie wettbewerbsverzerrend soll an dieser Stelle auf keinem Fall beschönigt werden. Es ist aber passend zum Inhalt dieses älteren und immer noch aktuellen Artikels.

Betrachtet man den Anteil an Sozialaufwendungen einschließlich der Steuerlast für den Unternehmer, so ist es nicht verwunderlich, dass aus dieser Situation illegale Maßnahmen entstehen. Ein Beamter oder Politiker, welcher ganz ohne Risiko jeden Monat einen Geldbetrag auf sein Konto überwiesen bekommt, kann sich nur unschwer in die zum Teil sehr stressige Situation eines Unternehmers hinein versetzen, welcher zufällig auch die Fürsorgepflicht für seine Mitarbeit hat und pünktlich, ansonsten unter Androhung von Strafen, die Sozialbeiträge, Steuern, Zinszahlungen, Löhne und sonstige Zahlungsverpflichtungen nachkommen muss. Eine Besonderheit bei den deutschen Unternehmen ist die sehr geringe Eigenkapitaldecke, welche nur einen geringen Spielraum zu lässt. Bei mehreren Forderungsausfällen und längerem Zahlungsverzug, wie es im Bauwesen sehr verbreitet ist, kann dies das Ende des Unternehmens bedeuten. Und hier versucht man die Wirkungen zu bekämpfen, ohne die eigentlichen Ursachen anzugehen. Nein, es erfolgt das Gegenteil, die Steuerlast und die Bürokratie nimmt jedes Jahr zu.

Die Arbeitszeit für die Errichtung einer Leichtbauwand, bestehend aus einer Metallkonstruktion, einer beidseitig einfachen Gipskartonbeplankung 12,5 mm dick, der beidseitigen Plattenfugenverspachtlung sowie der Hohlraumisolierung mit 40 mm MW beträgt 1,00 Std./E.
Es wird davon ausgegangen, dass alle Bauabläufe optimal gestaltet sind und die Norm erfüllt werden kann. (Bei der Altbausanierung sind nur 70 bis 80 % der Leistungen möglich.)

Aus den oben genannten Praxisangeboten ergibt sich so ein Stundensatz von 25,00 DM. Die Gemeinkosten können nicht gegen null verkleinert werden, da sie ständig unabhängig vom Umsatz wirken. Angesetzt werden daher 50%. Nach Abzug von 7,65 DM und bei keiner Gewinnerwartung ergeben sich lohngebundene Lohnkosten und Lohn von 17,35 DM. Eigentlich auch nicht, da hier noch die Anfahrt- und Unterbringungskosten sowie die Auslösung abgezogen werden müssten, die bei einer Minimalvariante 6,80 DM betragen sollten. Damit betragen die lohngebundenen Kosten und Lohn 10,55 DM. Es ergibt sich damit ein Bruttostundenlohn von 5,41 DM!! Dafür arbeiten Selbstständige und Kleinunternehmer aus den Altländern in den Altländern. Nach wenigen Wochen kommt dann das Erwachen. Die 10.000 DM für den Zweimannbetrieb klingen am Monatsende oder 5000 DM aller 14 Tage klingen gut aber es bleibt so gut wie nichts als wirklicher Lohn übrig.

Wie lange das funktioniert und welche Qualität dabei von den Handwerkern zu erwarten ist, kann sich jeder an seinen fünf Fingern abzählen.

Zurück zur Kalkulation.
Für die Herstellung von 1 m2 Gipskartonständerwand wird eine Arbeitszeit ohne Mindermengenzuschlag von einer Stunde benötigt.

Stundenlohnsatz bei 18,00 DM Lohn pro Stunde 52,89 DM
Materialeinsatz 16,50 DM
Transportkosten 1,80 DM
Baustellenbedingte Nebenkosten 0,30 DM
Werkzeugkosten 1,00 DM
Risikozuschlag wegen technisch bedingten Wartezeiten 3% 2,17 DM
Gewinn 5% 3,73 DM
Angebotspreis 78,39 DM

Bei diesem Angebotspreis ergibt sich für den Unternehmer ein maximaler finanzieller Verhandlungsrahmen von 2,17 DM (Risikozuschlag) und 3,73 DM (Gewinn). Unter 72,49 DM liegt die unternehmerische Tätigkeit im Verlustbereich. Erfolgt nun eine verspätete Zahlung der Schlussrechnung von 40% des Gesamtrechnungsbetrages um 6 Monate, so ergibt sich hieraus

78,39 DM x 0,4 x 6/12 x 0,12 = 1,88 DM Zinsbelastung für den Unternehmer.

Wird bei einer Klage wegen ausstehender Rechnung eine Einigung erzielt, so bedeutet ein kleiner Abzug bereits ein Verlust, die generell bereits bei den Anwaltsgebühren für den Streitwert und Prozesskosten anfallen.

Ebenso führt bereits die Nichtauszahlung des Sicherheitseinbehaltes von 5% zu einem Verlust.

Für den Unternehmer bleiben in dieser Situation zwei Möglichkeiten offen. Er kalkuliert das Risiko der Zahlungsverzögerung und des Forderungsausfalls in seine Preisbildung ein. Die, die Rechnung nicht bezahlen wollen, bezahlen zum Schluss weder den vernünftig kalkulierten Preis noch den überhöhten Preis. Aber die anderen, die normal ihrer Zahlungspflicht nachkommen, müssen auf diese Art und Weise indirekt die Baukosten von den anderen mit bezahlen.

Der zweite Weg ist, der Unternehmer wählt den einfacheren risikoarmen Weg. Das sonst investierte Kapital verbleibt auf der Bank und wächst durch die Zinsen und Zinseszinsen.
Bis auf eventuell anfallende Kapitalertragssteuer fällt hier nichts an und die ehemaligen Arbeitnehmerkollegen Maurer nehmen die vom Arbeitsamt geförderte Umschulung zum Trockenbaumonteuer wahr.

Anmerkung:
(Auf die wirklichen Mängel soll hier nicht eingegangen werden. Preis- und Zeitdruck, die Vergewaltigung technologische Bauabläufe, das Andichten von gewünschten Materialeigenschaften (die selbst theoretisch nicht erreichbar sind), die geforderte Präzision des Maurers analog wie ein Uhrmacher, lassen Mängel erscheinen, die eigentlich nicht entstehen brauchten.)

Im oberen Kalkulationsschema werden noch die Kosten von 2001 genannt. Zwischenzeitlich sind die Mindestlöhne angestiegen. Die Mindestlöhne im Baugewerbe werden in den nächsten Jahren betragen.

Lohngruppe 1 - West Lohngruppe 2 - West Lohngruppe 1 - Ost Lohngruppe 2 - Ost
Seit 1. Januar 2016 11,25 Euro 14,45 Euro 11,05 Euro 14,30 Euro
Seit 1. Januar 2017 11,30 Euro 14,70 Euro 11,30 Euro 14,55 Euro
Ab 1. Januar 2018 11,75 Euro 14, 95 Euro 11,75 Euro 14,80 Euro
Ab 1. März 2019 12,20 Euro 15,20 Euro 12,20 Euro 15,05 Euro

Die Lohnkosten steigen innerhalb von 3,25 Jahren um 8,4 Prozent. Setzt man die Mindestlöhne in das oben genannte Schema, so liegt der Stundensatz bei circa 44 Euro.

Faching., Dipl.-Ing.oec., Dipl.-Betrw.(FH), Ing. Peter Rauch
Dipl.-Ing.oec., Dipl.-Betrw.(FH), Ing. Peter Rauch

Der Artikel wurde 2002 erstellt. Die Tabelle mit dem Mindestlohn wurde 2017 ergänzt.

(Weiterer Ausführungen im Beitrag "Welche Auswirkung hat die verzögerte oder nicht Erfüllung des Kaufvertrages?")

Zahlungsmoral im I. Quartal 2011 auf Rekordniveau
Im ersten Quartal 2011 zahlten 86,5 Prozent der deutschen Unternehmen ihre Rechnungen zum vereinbarten Zeitpunkt. (https://news.dashoefer.de/r/link/37359c9f29ebd400II12396463fb5II5de7II7961a8II123963d7373/cid%3D15770%26uid%3D2089843%26e%3Dinfo%40ib-rauch.de%26from%3DONL-BAUNEW%26wa%3DBAU11-20)
55 Prozent der Behörden bezahlen Planungsbüros nicht fristgerecht (https://news.dashoefer.de/r/link/3b9171a4177b3800II12396463fb6II5de7II7961a8II123963d7373/cid%3D12817%26wa%3DBAU11Q-20%26uid%3D2089843%26e%3Dinfo%40ib-rauch.de%26from%3DONL-BAUNEW)
Kunden prellen Firmen jährlich um 300 Mrd. Euro (https://news.dashoefer.de/r/link/7932d5fbcf2a5c00II12396463fb7II5de7II7961a8II123963d7373/cid%3D6180%26wa%3DBAU11Q-20%26uid%3D2089843%26e%3Dinfo%40ib-rauch.de%26from%3DONL-BAUNEW) (https://news.dashoefer.de/r/link/14faa194f4b6b800II1320d5db959II63ccII8b2252II1320bc41f81/cid%3D12817%26wa%3DBAU12Q-01%26uid%3D2089843%26e%3Dinfo%40ib-rauch.de%26from%3DONL-BAUNEW) 55 Prozent der Behörden bezahlen Planungsbüros nicht fristgerecht (Jan. 2012)
(https://news.dashoefer.de/r/link/61a075738f738800II1320d5db95aII63ccII8b2252II1320bc41f81/cid%3D16079%26wa%3DBAU12Q-01%26uid%3D2089843%26e%3Dinfo%40ib-rauch.de%26from%3DONL-BAUNEW) Zahlungsmoral der Europäer ist mies (Jan. 2012).
(https://www.dashoefer.de/Online-Angebote/Newsletter/Baudienst/?cid=34380&uid=2089843&e=info@ib-rauch.de&from=ONL-BAUNEW&wa=BAU12-11) Verschlechterung der Zahlungsfristen für Bauunternehmer? vom 15.3.2012, (Zentralverband Deutsches Baugewerbe Baugewerbe kritisiert Referentenentwurf zur Bekämpfung von Zahlungsverzug)
Kunden prellen Firmen jährlich um 300 Mrd. Euro, dies betrifft besonders kleine Betriebe (https://news.dashoefer.de/r/link/7932d5fbcf2a5c00II12396463fb7II5de7II7961a8II123963d7373/cid%3D6180%26wa%3DBAU11Q-20%26uid%3D2089843%26e%3Dinfo%40ib-rauch.de%26from%3DONL-BAUNEW)

Quelle:
[1]Entnommen aus Peter Grabow; Leitfaden 3 für die Preisermittlung von Holzschutzarbeiten, S. 37, 1994 DHBV;
[2] Welter, Thomas; Analyse der Kosten- und Ertragsituation in Architekturbüros Ergebnisse einer Repräsentativbefragung im Auftrag der Bundesarchitektenkammer e.V. 01.02.2007 www.bak.de/site/1589/default.aspx
[3] Zahlungsmoral am Bau immer noch schlecht Verlag Dashöfer https://adabas.dashoefer.de/cgi-bin/news_more/news_more.pl?mitte=01&rechts=Detail&Article_ID=42884&Gate_ID=1&quelle=Baudienst_38&uid=SR45307
[4]Wer zahlt am Schluss die Zeche? 6.8.2015 Online-Redaktion Verlag Dashöfer

Ergänzende Literatur
Specht, Olaf; Betriebswirtschaft für Ingenieure u. Informatiker, 2. Aufl. Friedrich Kiehl Verlag GmbH 1990
Gönner, Kurt, Lind, Siegfried, Weiss, Hermann; Allgemeine Wirtschaftslehre Bürokaufmann, 2. Aufl. Verlag Dr. Max Gehlen 1992
Gönner, Kurt, Lind, Siegfried, Weiss, Hermann; Allgemeine Wirtschaftslehre- entscheidungsorientiert, Lehr- und Arbeitsbuch für Volks- und Betriebswirtschaftslehre sowie Rechtskunde, 5. Aufl. Verlag Dr. Max Gehlen 1991
> Wöhe, Günter; Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 17.Aufl. Verlag Franz Vahlen München 1990
Claus Noe; In: Tagesspiegel vom 17.02.01


Autor:
Faching., Dipl.-Ing.oec., Dipl.-Betrw.(FH), Ing. Peter Rauch Ph.D.
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